Plötzlich erhob er sich, furchtbar bleich und mit dem Ausdruck einer grauenhaften, zur Verzweiflung gesteigerten Wut auf dem verzerrten Gesicht, das vor allem in dem hasserfüllten Blick zum Ausdruck kam, den er auf Susanne geworfen hatte.
»Was redest du denn von Individualität!«, sagte er ruhig und in einem Ton, als ob er mit diesen Worten etwas ganz anderes ausdrücken wollte. »Das ist doch alles Mist! Wir sind doch längst alle gleich. Guck uns doch an! Wir haben alle die gleiche Jeans. Wir reden die gleichen Sachen und denken die gleichen Gedanken.« Er sprach mit leicht angedeutetem Spott, war aber zugleich immer noch äußerst erregt, blickte argwöhnisch um sich mit seltsam flimmerndem und gleichzeitig ekstatischen Blick, so dass er die allgemeine Aufmerksamkeit im Restaurant fesselte. »Und was noch bedeutsamer ist: Wir sind alle Konsumenten. Wir wollen alle das Gleiche. Und das nicht erst als die zweitklassigen Dandys, die wir seit der Eröffnung der Kaufhäuser und der Erfindung des Schaufensters geworden sind. Verfressen, gierig und ungeduldig sind wir und wollen wenigstens unseren Frieden, am liebsten das Glück, auf jeden Fall aber Wohlstand. Die Dinge um uns herum scheinen das Glück buchstäblich zu versprechen. Also begehren wir sie. Wir wollen sie betrachten, kosten, einatmen, begreifen – sie in Besitz nehmen.«

»Du sprichst nicht von mir«, sagte er mit einem verlorenen, müden Lächeln auf den noch bebenden Lippen, »sondern von dir!«
»Nein, nein«, entgegnete sie ebenso lächelnd, »von dir!«
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