Donnerstag, 15. Dezember 2011

Anziehungskraft


Er heftete seine Lippen auf ihren Mund, erst nur die Oberlippe, dann auch die Unterlippe, schließlich küsste er sie richtig, sein weit geöffneter Mund auf ihrem. Als sich ihre Zungen berührten, stieg eine Woge der Übelkeit in ihr hoch. Der Ekel überkam sie zuweilen, wo sie abwehrte, was sie innerlich faszinierte. Für sie gab es keine Anziehungskraft ohne Abstoßung. Es waren zwei Seiten derselben Medaille. Das Gerede von der reinen Abscheu war allzu oft nichts anderes als Heuchelei. Und gerade deswegen riss sie sich von ihm los und fing an zu laufen. Sie rannte, aber nicht um schneller weg zu kommen, denn dafür blieb ihr genügend Zeit, das wusste sie, sondern damit sie sich ihn wie all die anderen Kerle möglichst bald aus dem Kopf schlagen konnte. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen