Dienstag, 6. Dezember 2011

Lachen


Er hatte den Satz noch nicht beendet, da brach der ganze Saal in schallendes Gelächter aus. Es rollte von einer Ecke zur anderen. Die Reihen bogen sich.
Plötzlich wurde ihm bewusst, dass es ganz gleich war, was er sagte, - die Menschen lachten. Es war eine Gabe, ein Talent, die Menschen zum Lachen zu bringen, nicht die akademische Rede. Er begriff, dass sich hinter dem Lachen kein Scheiterhaufen aufrichtete, dass Heuchelei und Betrug niemals lachten, sondern eine ernsthafte Maske anlegten, dass das Lachen nicht von Furcht, sondern vom Bewusstsein der Kraft zeugte, dass Lachen mit dem Zeugungsakt, der Geburt, der Erneuerung, der Fruchtbarkeit, dem Überfluss, dem Essen und Trinken, mit der irdischen Unsterblichkeit des Volkes, endlich mit der Zukunft und dem Neuen zusammenhing, dass es ihnen den Weg bahnte. Er begriff aber auch, dass es ihm selbst eine große Chance bot. Wer die Kunst beherrschte, die Menschen zum Lachen zu bringen, konnte anderen einen Spiegel vorhalten, ohne dass er verunglimpft wurde, konnte die Wahrheit sagen, ohne dass man ihn tötete; er hatte letztendlich Macht, viel Macht, die er für seine Zwecke einzusetzen verstehen würde. 

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