Mittwoch, 14. September 2011

Trüffelschwein


Wie jeden Abend steckte sie sich eine herzförmige Praline in den Mund und loggte sich in eine dieser Singlebörsen ein, um die Profile der Männer zu durchstöbern, die sich dort von ihrer besten Seite darboten. Und wieder schrieb sie einen nach dem anderen an, in der Hoffnung, dass endlich der Richtige antwortete.
Wie sie fand, hatte ihre augenblickliche Lage alles in allem etwas mit der eines hungrigen Trüffelschweins gemein das den Boden nach essbaren Wurzeln, Würmern und Engerlingen durchwühlt und dabei mehr oder weniger zufällig auf einen unterirdischen Trüffelgarten stößt: Da riecht nun die schöne, geschlechtsreife Sau, den sexuell aufregendsten Eber ihres Lebens. Das Hirn ruft Erinnerungen an wilde Deckakte wach. Sie wird halb verrückt vor Lust. Aber aus unerfindlichen Gründen scheint sich der Eber unter der Erdoberfläche zu befinden. Das macht sie rasend, und sie gräbt wie besessen und befördert schließlich nichts anderes als einen seltsamen, klumpigen Pilz zutage. Ihre Enttäuschung ist groß. Doch damit nicht genug. Noch bevor sie wenigstens den Pilzklumpen hinunterschlingen kann, schlägt der Trüffelbauer zu und verkantet einen Maiskolben in ihrem Maul. Und weil sie immer noch hungrig ist, begnügt es sich damit. Enttäuscht, aber immer noch in der Hoffnung, beim nächsten Mal doch noch zum Zuge zu kommen.

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