Dienstag, 8. November 2011

Die Stiche der Flöhe


So glaubte die alte, stumpfnasige Vettel täglich, ja stündlich von bösen Geistern umgeben zu sein, welche sie zwar nicht sah, wohl aber zu hören glaubte und welchen sie ihre körperlichen Beschwerden und alle Anfechtungen ihres Gemüts zuschrieb. Fühlte sie Neigung zum Erbrechen, so mussten ihr die Dämonen diese eingeflösst haben, zeigten sich Runzeln auf ihrer Nase, oder hing die Unterlippe leicht herab, so waren wieder die bösen Geister schuldig; ihr Husten, die Verstopfung ihrer Nase oder ihres Mund konnten ebenfalls nicht auf natürliche Weise entstanden sein. Bückte sie sich zum Beispiel um Früchte zu sammeln und stieg ihr währenddessen Blut gegen den Kopf, so waren die Dämonen tätig. Die Stiche der Flöhe und der Läuse waren ebenfalls Werk der bösen Geister. Denn das Ungeziefer selbst stach eigentlich nicht. Es war etwas anderes, was stach. Auch die Zahnschmerzen, die sie immer wieder plagten, waren dämonischen Ursprungs, und wenn jemand in der Nachbarschaft schnarchte, so schnarchte nicht der Nachbar oder die Nachbarin, sondern ein Dämon tat es aus ihm oder ihr heraus. 

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