Mittwoch, 26. Oktober 2011

boshaftes Schicksal

»Das Schicksal ist auch auf eine andere Weise sehr boshaft«, sagte der alte Mann und schob seine Mütze aus der Stirn, sodass vier dicke, fette Furchen zum Vorschein kamen. »Ich muss das wissen.« Er presste die Lippen zusammen, als ob er das zu Äußernde noch unterdrücken wollte, öffnete dann aber den Mund und sagte schließlich: »Das Schicksal lässt uns immer erst ein paar Jahre später merken, wie komisch wir in bestimmten Momenten waren.« Wieder schwieg er eine Weile und sah mich mit seinen kleinen bernsteinfarbenen Augen eindringlich an. »Mir fallen jetzt viele Momente ein. Allein der Augenblick, bevor ich meine Frau zum ersten Mal küsste, ist so komisch, dass ich mich noch heute frage, wie es überhaupt dazu kommen konnte.«
Sie wollte ihn fragen, was denn daran so komisch gewesen war, doch da war er schon wieder in seiner Geschichtslosigkeit verschwunden.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen