Montag, 31. Oktober 2011

Phantasie


»Und was ist mit den Hungernden am Horn von Afrika? Berühren sie dich nicht?«, fragte er und wartete auf eine Antwort.
Sie aber gab ihm noch nicht einmal durch ein Wimpernzucken zu verstehen, dass sie seine Frage auch nur gehört, geschweige denn verstanden hatte.

Er wollte noch etwas hinzufügen. Doch dann begann sie auf dem Bett zu wippen, als säße sie auf einem Schaukelpferd. Sie wippte ein paar Mal vor und zurück, so heftig, dass sie mit dem Hinterkopf gegen die Wand schlug. Dann lachte sie los.
»Hast du dir weh getan?«, fragte er besorgt, obwohl sie lachte.
»Nein, nein!«, sagte sie. »Woher denn? - Du hast zu viel Phantasie.«
»Wieso Phantasie?«
Ihre Hand streifte an seinem Oberschenkel entlang. »Naja, man muss eine starke Einbildungskraft haben, um Mitleid empfinden zu können.« Sie berührte seinen Nacken und schmiegte sich an ihn, um seinen Atem zu spüren. »Vielleicht gilt das ja auch für die Liebe?«

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