Montag, 10. Oktober 2011

Schürzenjäger


Um die klatschnasse Welt, in der die Wäscherinnen über Dinge zu sprechen wagten, die andernorts verboten waren, schienen die braven Biedermänner einen weiten Bogen zu machen. Sobald aber die weißen Wäschestückchen lustig im Wind zu flattern begannen und verführerisch in der Sonne blinkten, strich der ein oder andere von ihnen - rein zufällig, wie er anzugeben pflegten, wenn man ihn entdeckte - um die Wäscheleinen herum. Heimlich erhofften sie sich, die Schürze oder gar die Leibwäsche derjenigen Frauen zu ergattern, die ihre Phantasien beflügelten. Oftmals genügte ihnen die bloßen Berührung der begehrten Stücke, um sich in Wollust zu wiegen. - Das waren die wahren Schürzenjäger. Ungewollt hatten sie diese Bezeichnung aber einer ganz anderen Gattung von Männern abtreten müssen, denen es nicht um die Wäsche ging: Ihr Begehren entzündete sich an den muskulösen und festen Körpern der jungen Mädchen mit den noch zarten aber kräftigen Händen, welche die Wäsche durchwalkten. Unter jenen Männern hielt sich hartnäckig das Gerücht, dass ledigen Wäscherinnen ohne einen Mann nicht auskämen. In den Sommermonaten, wenn die Mädchen von der anstrengenden Arbeit ihre Oberkörper entblößen mussten, waren die Waschplätze ihr Revier. 

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